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So rockst du deinen Novemberblues – 15 erprobte Strategien

Manche sprechen von „trüber Herbststimmung“, andere vom Novemberblues. Wenn unser Tag bereits nach dem Nachmittagskaffee zu enden scheint und die Sonne nur noch über dem Grau-in-Grau wohnt, erhöht sich die Produktion des Schlafhormons Melatonin, während die Ausschüttung unseres Glückshormons Serotonin zurückfährt – so ähnlich lautet die pragmatische neurophysiologische Erklärung. Die Folge: erhöhte Müdigkeit, Antriebsarmut, Darmträgheit und ein vermehrter Drang nach Schokolade oder anderem Süßkram; eine fatale Kombination, wenn sich unser heiß erkämpfter Badesee-Körper bis zum nächsten Frühjahr in einem möglichst ästhetischen Rahmen halten soll. Doch vielen macht vor allem die scheinbare Veränderung ihrer Gefühlslage Kummer: die Leichtigkeit unserer sommerlichen Gedankenwelt scheint immer öfter von einer diffusen Schwermut und trüben Gedankenkreiseln überlagert zu werden. Doch das ungünstigste wäre nun, sich einzuigeln und sich von dieser Düsterheit überwältigen zu lassen. Die Nachricht des Tages ist: Wir können dem aktiv entgegen wirken!

Hier sind 15 erprobte Strategien gegen den „Novemberblues“:

Strategie Nr. 1: Gewöhne dir frühzeitig eine Struktur im Alltag an

Hast du schon einmal die Regelmäßigkeit bemerkt, wie sich Zugvögel Ende August auf den Stromkabeln formieren und in V-Form ihren Weg in wärmere Gefilde antreten? Oder dass deine Katze plötzlich früher nach Hause kommt und tagsüber lieber auf der Couch schläft als stundenlang im Gras vor einem Mäuseloch zu lauern?

Menschen haben einen ähnlichen Instinkt, eine naturgegebene Struktur, die sinnvoll an die Jahreszeiten angepasst ist. Leider haben wir verlernt, bewusst auf sie zu achten.

TIPP: Gewöhne dir das komplette Jahr hindurch eine Tagesstruktur an, die zu deinen Bedürfnissen passt – sie macht dich innerlich ruhiger und trägt dich besser durch dunklere (Jahres-)Zeiten.

Strategie Nr. 2: Starte mit einer ruhigen Morgenroutine

Kennst du das auch? Kaum hast du deinen Wecker zum Schweigen gebracht und die schlafgedimmten Gedanken sortiert, schwingst du dich aus dem Bett. Schnell die Kinder wecken, geschwind Brote schmieren, Obst schnibbeln, kurz einen Kaffee und „schnell, schnell“, …immer wieder dieser getriebene Blick auf die Uhr… Wir rasen wie ferngesteuert zur Arbeit oder zu einem anderen Ort oder befinden uns schon in unserem Hamsterrad aus Geschirrspüler, Kinderbetten oder Homeoffice.

Egal, welcher Tätigkeit du morgens nachgehst… Wie oft tust du sie bewusst? Geht das nicht den ganzen Tag in ähnlicher Weise weiter? Bis du am Abend erschöpft bist und nicht mehr weißt, wie viele Kleinigkeiten du erledigt hast, die dich zurecht mit Stolz erfüllen dürften?

TIPP: Stehe eine Viertelstunde früher auf und vermeide Hektik. Bestenfalls hast du am Vorabend bereits Vesperbrote oder das Frühstück vorbereitet. Nimm dir einige Minuten der Ruhe für dich – vielleicht auch ohne Smartphone -, bevor du die Kinder weckst oder die erste Waschmaschine anstellst. Ganz gleich, ob du dir eine Dusche, ein Glas Tee gönnst, deine Haut achtsam eincremst, deine Muskeln dehnst, tiefe Atemzüge nimmst, deine Füße bewusst auf den Boden stellst und dich erdest…

Entwickle ein Morgenritual, über das du nicht jeden Morgen neu nachdenken musst, sondern es einfach tust. Wenn du dabei noch ein bisschen Dankbarkeit empfinden kannst – perfekt.

Strategie Nr. 3: Vermeide Müll in deinem Essen

Vielleicht gehörst du zu den Menschen, die grundsätzlich etwas an ihrer Figur auszusetzen haben und durch eine Odyssee an Ernährungstrends gestrauchelt sind? Mit Zufriedenheit stelle ich fest, dass ich mit 52 Jahren zunehmend Frieden mit meinem Aussehen und Gewicht mache, vor allem seit ich mich erfolgreich in Akzeptanz übe, das Unaufhaltsame nicht aufhalten zu können: ich hatte noch nie Modelmaße und keine makellose Haut und werde sie definitiv auch nicht mehr bekommen. Punkt. So ist das. Dagegen ankämpfen zu wollen ist die reinste Lebenszeitverschwendung.

Was mein Ernährungsverhalten betrifft, beschränke ich mich mittlerweile auf die „Nicht-zu-Regel“: Nicht zu fett, nicht zu süß, nicht zu viel Fleisch, nicht zu viele Inhaltsstoffe, zu denen ich erst Google befragen muss.

Ich bevorzuge: Haferflocken-Porridge mit Blaubeeren, ballaststoffreiches Vollkornbrot, gedünstetes Blechgemüse, unfrittierte Beilagen, Reis-Bowls, Gemüsesuppen, Vollkornnudelaufläufe. Und mache mir keinen Kopf, wenn ich doch meinem Drang nach fetten Chips nachgegeben habe… (wobei ich zunehmend auf die Linsenvariante scharf bin – schon probiert?). Das Internet quillt über vor pflanzenbasierten, ketogenen, klimafreundlichen Rezepttipps. Versuche, dir daraus deinen eigenen Ernährungstrend zu bauen.

Es stimmt: Mit der frühen Dunkelheit wird auch bei mir der Appetit auf Süßes deutlicher. Diesen stille ich – als festes Ritual nach dem Mittagessen – durch ein Stückchen Schokolade mit mindestens 70 % Kakao oder mit Mandeln. Ich habe es getestet: Zucker gleicht einer Droge: Er macht meinen Körper süchtig nach noch mehr Zucker. Tatsächlich! Und mittlerweile dürfte bekannt sein, dass Zucker fast überall drinsteckt, selbst in vermeintlich gesunden und angeblich zuckerarmen Lebensmitteln. Ein fieser Trick der Süßigkeiten-Lobby… Lass am besten die Finger davon, sobald du die Inhaltsstoffe nicht mehr zuordnen kannst oder sie mit  „-ide“ oder „-ose“ enden.

TIPP: Übe dich darin, auf deine inneren Körperimpulse zu achten. Bedeutet der Heißhunger auf Süßes oder Chips vielleicht etwas Anderes, z.B. die Ablenkung vom Ärger auf deinen Partner oder auf eine Kollegin? Frust über zu wenig Zeit für deine eigenen Bedürfnisse? Ist der vermeintliche Appetit eher Durst? Probiere es doch mal mit einem Glas Roibuschtee. Noch ein Tipp, um deine Körperform im Rahmen zu halten: Eine erträgliche Art des Intervallfastens: Ab 18 Uhr möglichst nichts mehr essen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mir das angewöhnen kann. Doch es funktioniert!

Strategie Nr. 4: Trinke wie ein Kamel

200 Liter Wasser in nur 15 Minuten – laut Google hält das Kamel den Trinkrekord. Ganz so viel müssen es nicht sein, aber die meisten trinken definitiv und täglich viel zu wenig! Damit meine ich reines, klares WASSER oder Tee! Trotz meiner alljährlichen Januarvorsätze. Ja, mir ist durchaus klar, dass unser erwachsener Körper zu 70% aus Wasser besteht, weshalb es einfach nur logisch ist, immer wieder nachzufüllen, damit unsere Organe ihren Job auch verlässlich machen können. Deshalb mache ich es kurz: Trinke hauptsächlich Wasser, ungesüßten Früchte- oder Kräutertee (auch grüner Tee und Schwarztee enthält Koffein) und verfeinere es dir durch unbehandelte Limetten- oder Orangenscheiben, frischen Ingwer oder Zimt.

TIPP: Nimm vor dem Frühstück ein großes Glas warmes Wasser mit einer frischen Zitrone zu dir und stelle dir eine 1,5-Liter-Flasche sichtbar hin, die bis zum Mittagessen leer sein muss!

Strategie Nr. 5: Finde Getränkealternativen

Vielen fällt es schwer, auf Kaffee und auf ein abendliches Glas Rotwein zu verzichten. Zumindest bei der verführerisch duftenden braunen Brühe schließe ich mich mit ein, obwohl ich weiß, dass das meinen gesunden Schlaf stören könnte oder meine Gliedmaßen innerlich unruhig werden. Vielleicht kennst du dieses „Restless-Legs“- Syndrom auch? Was den Alkohol betrifft, so ist es an manchen Abenden all zu verlockend, sich mit einigen Schlucken Wein aus den Reizen und Anstrengungen des Tages herauszoomen zu lassen.

TIPP: Gieße Trauben- oder Grapefruitsaft und prickelndes Kohlensäurewasser als Schorle in ein Weinglas (der Ästhetik wegen) und trinke das in ähnlicher Langsamkeit, wie du deinen Wein genießen würdest. Als Kaffee-Ersatz schmeckt übrigens Getreidekaffee oder die koffeinfreie Variante erstaunlich gut.

Strategie Nr. 6: Besiege das digitale „Fomo-Biest“ und lebe lieber live

Fomo – Fear of missing out – die Sorge, etwas zu verpassen. Dieses Thema regiert uns – zu jeder Tages- und Nachtzeit. Seit ich in Tansania war, weiß ich: selbst die ärmsten und bedürftigsten Völker sind von einem immens hohen Mediengebrauch betroffen. Fühlst du dich ertappt?

TIPP 1: Lebe dein Leben live, so oft wie möglich. Kontrolliere dein Konsumverhaltenvor allem das, was mit Smartphone beginnt und mit Social Media endet. Ja, das fällt uns extrem schwer! Vor allem, wenn unser Langeweile-Shrek die Macht über unser Innerstes übernimmt und wir uns – anstatt doch noch in den nächsten Biergarten zu spazieren – mit Einbruch der Dunkelheit auf der Couch einigeln. Wir alle haben das Telefon ständig griffbereit. Gleichzeitig mäkeln wir an unseren Mitmenschen herum, dass sie zu oft online sind, anstatt sich mit der vollen Aufmerksamkeit uns, unseren Kindern oder realen Dingen zu widmen.

In meiner Arbeit mit geistig beeinträchtigten Kindern habe ich gelernt, wie wichtig es ist, alle Körpersinne anzuregen – Hören, Sehen, Schmecken, Riechen, Tasten und die Körperbalance.

TIPP 2: Finde für all deine Sinne eine Beschäftigung – täglich.

Rieche ein belebendes Duftöl (z.B. Lemongras), bewege eine Kastanie als Handschmeichler in deiner Jackentasche hin und her. Gönne dir deine Lieblingssuppe, lass dich massieren oder verwöhne dich selbst mit einem Igelball. Lege dir einen inspirierenden Podcast oder Musik auf die Ohren, etwas, das dich innerlich zum Schwelgen bringt und schöne Erinnerungsgefühle in dir auslöst. Oder schnapp dir ein Karaoke-Mikro oder Musikinstrument und verfeinere deine musikalischen Fertigkeiten.

Ein Herbstspaziergang im Wald beinhaltet übrigens das Gesamtpaket: Blätterrauschen, der Duft von verwesendem Laub, die Farbvielfalt der Blätter, die unterschiedlichen Untergründe beim Gehen, die Struktur der Baumrinde unter unseren Fingern… und der anschließende Tee mit einem leckeren Keks. Mehr braucht es nicht!

Fuesse im Laub Kunsttherapie und Psychotherapie (nach dem Heilpraktikergesetz)

Strategie Nr. 7: Raus mit dir!

 „Die Tür zum Glück geht nach außen auf“, das ist eine der Lieblingsweisheiten meiner Mutter. Nicht selten habe ich mich aus einer deprimierenden Gedankenspirale gerettet, weil ich einfach mal vor die Türe gegangen bin. Wie oft habe ich dadurch ungeahnte Erfahrungen gemacht, überraschend inspirierende Gespräche mit Fremden geteilt, eine lustige Begebenheit mit einem Eichhörnchen und ein aufmunterndes Lächeln von einem ebenfalls „Flüchtigen“ ernten dürfen? Häufig kam ich energiegeladen zurück nach Hause und hatte in der befürchteten Trostlosigkeit eines Regentags plötzlich Lösungen für Probleme gefunden, die mir zuvor gar nicht bewusst waren. Abgesehen von frischer Luft, ist ein wenig Tageslicht im Freien allemal besser für Körper und Gemüt als die LED-Beleuchtung im Wohnzimmer.

TIPP: Ziehe dich warm genug an, mache die Haustüre auf und geh nach draußen!

Strategie Nr. 8: Triff ECHTE Menschen

Ja, ECHTE Menschen!!! Pflege deine Kontakte, vertiefe Beziehungen, bestehende und auch neue. Und zwar face to face, zum Anfassen, REAL!!!

TIPP: Sei offen und experimentiere: Grüße wildfremde Personen auf der Straße, im Wald, im Supermarkt. Locke sie durch ein Lächeln aus der Reserve. Vielleicht stecken sie gerade (ebenfalls) im Novemberloch? Verwickle sie in ein Gespräch – aus belanglosen Inhalten wie dem „Schietwetter“ können überraschend bereichernde Gespräche entstehen. Vielleicht folgt daraus auch eine Fortsetzung in einem Café?

Strategie Nr. 9: Lerne von der Natur

An welchem Ort können wir natürliche Kreisläufe bewusster wahrnehmen als in der Natur, direkt vor unserer Haustüre? Sorgt bei dir die alleinige Tatsache, dass Jahreszeiten mit einer treuen Verlässlichkeit einer Regel folgen, für mehr Hoffnung und Lebenssinn? Bei mir tut es das.

Vor der Fensterfront unseres Wohnzimmers befindet sich ein Zierkirschenbaum. Dieser ist für mich der Inbegriff eines natürlichen Kreislaufs und dient auf eindrucksvolle Weise als Metapher für meinen eigenen Kreislauf des Lebens, die Vergänglichkeit, das Sterben und die Auferstehung. Ende August, wenn sich die Stare auf den Strommasten sammeln, taucht in mir unvermittelt dieser Hauch von Schwermut auf. Jedes Jahr von Neuem. Völlig unkontrolliert schiebt sich dann ein Gefühl von Verlust und all den verpassten Gelegenheiten auf mein Gemüt.

Zierkirschenbaum herbstlich

Hier wird es für mich Zeit, die folgende Strategie anzuwenden: Ich betrachte ganz bewusst, wie die Blätter ihre Farbe verändern und konzentriere mich auf die Intensität dieses Gesamtkunstwerks, z.B. mit Blick auf die Weinberge in der Ferne. Spätestens, wenn der Herbstwind die letzten Blätter des Kirschbaumes abgeblasen hat und ich beim Aufsammeln des Laubes die typisch feuchte Herbstkühle mit einem tiefen Atemzug aufsauge, dann weiß ich, dass diese Veränderung zu etwas Neuem führen wird. Die Blätter verwesen und werden zu Dünger für neues Leben. Selbst unter Frost und Schnee wird bereits eine Geburt vorbereitet: der Keim eines neuen Lebens.

Das berührt mich jedes Jahr aufs Neue zutiefst. 

TIPP: Mache dir den Kreislauf des Lebens in der Natur bewusst und erinnere dich an Strategie Nr. 7.

Strategie Nr. 10: Bringe deinem Schweinehund das Tanzen bei

Früher bin ich durch Wald und Feld gejoggt, bis sich meine Hüfte durch einen pieksenden Schmerz bemerkbar machte. Aus der Not heraus entdeckte ich, dass auch – regelmäßig ausgeübte – moderate Bewegung im Alltag ausreicht, um sich ausreichend fit und schlank zu fühlen.

TIPP: Fahre mit dem Rad zur Arbeit und erinnere dich an den verstaubten Grundsatz, ein Stockwerk per Treppe und nicht per Aufzug zu bezwingen. Oder du nimmst den Titel dieses Artikels wörtlich: Rocke, tanze, „schüttele dein Haar“ – mit oder ohne Musik, alleine vor dem Spiegel, in einem Club oder mit deinem Partner beim lange geplanten Salsa-Kurs. Tanzen ist pure Lebendigkeit mit dem Effekt, deinem Stimmungstief ein Schnippchen zu schlagen.

Strategie Nr. 11: Lebe deinen spirituellen Anteil

„So ein Spiri-Quatsch“. Hand aufs Herz: Wie steht es um deine Spiritualität? Lebst du sie? Folgst du einer religiösen Tradition? Falls du gerade einen leichten Druck auf deinem Herzen spürst, weil sich schlechtes Gewissen regt… Mir geht es oft ähnlich: Ich bezeichne mich als spiritueller und religiöser Mensch. In meiner Herkunftsfamilie war der sonntägliche Kirchgang ein Muss. Heute ist er – kurz gesagt – eher unregelmäßig. Dennoch ist es mir wichtig, meinen Kindern das Vertrauen in eine höhere Macht mitzugeben. Für Zeiten, in denen sie glauben, den Halt im Leben verloren zu haben und sonst niemand greifbar ist. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Menschen ein tiefes Grundbedürfnis nach Spiritualität haben und dieses in irgendeiner Art ausleben sollten:

TIPP: Besuche hin und wieder einen Gottesdienst (aus jeder Predigt – selbst den alltagsfernsten – lässt sich ein sinnstiftender Impuls für den Alltag finden), setze dich in eine leere Kirche und lausche der Stille oder einem klassischen Herbstkonzert, versinke auf deinem Meditationskissen oder der Yogamatte, und achte auf das Geräusch deiner Atmung oder des Herzschlages.

Strategie Nr. 12: Gönne dir regelmäßige Pausen

Das können tägliche Mini-Auszeiten sein… von Menschen, von Medien, von äußeren Einflüssen jeglicher Art. Was im ersten Moment unmöglich erscheint, verächtlich weggelächelt oder mit einer Handgeste weggewischt wird („Dazu habe ich keine Zeit“) hat sich in meinem Alltag als Rettung aus düsteren Gedankenspiralen, beängstigenden Gefühlen und überlastenden Stresssituationen herausgestellt.

TIPP: Beame dich für eine kurze Zeit aus deinem Alltag, gönne dir eine innere Auszeit. Und wenn es nur zwei oder fünf Minuten sind, tue es… Das ist immer und überall möglich. Ob im Büro, mit den Kindern zuhause, im Homeoffice, an einem ungestörten Platz, dem Waschraum, im Bus, einfach immer und überall. Alles andere ist eine Ausrede. Du musst dabei noch nicht einmal deine Augen schließen – effektiver wäre das jedoch schon. Sitze, stehe, liege. Egal. Konzentriere dich auf deine Füße, auf die Sitzfläche unter deinem Gesäß. Fühle deinen Körper bewusst, erde dich, spüre deinen Atem. Ja, das ist tatsächlich so einfach. Je länger, je besser. Doch, Hauptsache, du tust es.

Strategie Nr. 13: Übe dich im Tierestreicheln

Hast du schon einmal etwas von Tiergestützter Therapie gehört? Oder von einem Büro- oder Schulhund? Hierzu gibt es innerhalb von Schulklassen positive Erfahrungen hinsichtlich Konzentrationsvermögen und Empathieentwicklung und interessante Ausbildungen, speziell für Hundebesitzer. Ich bezeichne mich als Tierliebhaberin und habe (fast) alle Tiere gerne, auch Hunde. Doch mein Herz schlägt vor allem für Katzen! In unserer Familie wohnen zwei davon, durch die sich selbst meine rational angehauchten Mitbewohner zu Gefühlswallungen hinreißen lassen: Wenn der Kater sich mit seinem flauschigen Fellbauch in vollster Pracht und lautem Gebrumm vor ihnen ausstreckt. Oder wenn ein Streitgespräch plötzlich unterbrochen wird, weil eine Katze auf den Schoss hüpft und vehement ihre Streicheleinheiten einfordert. Ich selbst fühle mich in diesen Momenten wie verliebt und bin immer wieder fasziniert, wie sich mein Körper beruhigt, sobald eine Katze in meiner Nähe liegt. Magisch. Stressblocker pur.

TIPP: Ja, manchmal sprechen gesundheitliche oder räumliche Gründe gegen ein Tier im Eigenheim. Doch vielleicht gibt es in der Nähe ein Tierheim oder Tierbesitzer, die froh sind, wenn du ihnen ab und zu die Gassi-Runde mit ihrem „Sammy“ abnimmst?

Strategie Nr. 14: Vermeide „Wegbeamen durch Streamen“ – finde gesunde Rituale

Wie viele Sekunden dauert es, bis wir zu unserem Smartphone greifen, sobald es im Blickfeld liegt? Wie viele Minuten denken wir am Abend darüber nach, ob wir mal etwas anderes tun könnten als ein Gerät mit Bildschirm einzuschalten?

Wenn es draußen früh dunkel wird und wir erschöpft sind, wollen wir vor allem eines: den Kopf ausschalten und uns keine Gedanken machen müssen. Dabei helfen uns Gewohnheiten und Rituale, die sich mit der Zeit eingeschliffen haben. Ihnen zu folgen spart Energie.

Rituale und Gewohnheiten geben uns Ruhe und Sicherheit. Doch nur, wenn es die richtigen für uns sind: Ein Glas Wein beruhigt kurzfristig, geht langfristig jedoch zu Lasten eines entspannten Schlafs. Die nächste Folge unserer aktuellen Streamingserie lässt uns abtauchen, bringt uns zum Lachen oder Schwärmen, weckt und stillt gleichzeitig Sehnsüchte oder inspiriert uns. Dagegen ist nichts einzuwenden. Doch manchmal weckt sie Angstgefühle, triggert eine verdrängte oder versteckte Situation in uns, lässt uns weinen oder wühlt uns innerlich auf – sodass wir vielleicht noch aus Erschöpfung einschlafen, dann aber plötzlich mitten in der Nacht durch einen erschreckenden Traumfetzen aufwachen und ein Gedankenkarussell in Gang setzen.

Hier sind zwei Alternativen zum abendlichen Medien-Absacker:

TIPP 1: Besorge dir ein ästhetisch ansprechendes Buch oder Heft mit Blanko-Seiten (Journal-Angebote gibt es genug). Setze dich an einen ruhigen Ort und schreibe auf, was dir aktuell in den Sinn kommt. Was war heute los? Wie geht es mir im Moment? Dabei ist es völlig egal, ob die Worte korrekt, die Sätze zusammenhängend oder poetisch anspruchsvoll geschrieben sind. Wenn dir nichts einfällt, dann beschreibe, wo du sitzt oder was du direkt vor dir siehst. Meistens lösen sich dadurch die Gedanken von selbst und lassen los…direkt auf das Papier. Sei gespannt und neugierig, welche Überraschungen dein Unterbewusstsein für dich bereithält. Das Einzige was zählt, ist das Ventil. Lass die Worte durch den Stift fließen. Mittlerweile gibt es sogar Kurse im sog. „Heilsamen Schreiben“.

herbstwald bunt 1 Kunsttherapie und Psychotherapie (nach dem Heilpraktikergesetz)

TIPP 2: Als Kunsttherapeutin empfehle ich ein ähnliches Ritual: das Maltagebuch. Das liegt sogar im Trend und ist unter „Art Journaling“ bekannt. Hier verwendest du  Flüssigfarben, Pastellkreiden, Buntstifte, Aquarellpinsel und Fasermaler oder eben das, was du für deinen letzten Kreativitätsschub im Discounter gekauft oder von deinen Kindern im Haus herumliegen hast. Ein leeres Blatt mag dich zunächst abschrecken. Ein Trick: Setze dir entspannende Musik auf die Ohren, nimm in jede Hand eine Pastellkreide, schließe deine Augen und bewege deine Finger im Fluss der Musik über das Papier. Manchmal wirst du erstaunt sein, was sich zwischen Kringeln oder Farbflecken zeigt. Wenn du willst, arbeite das Entstandene mit Hilfe von Stiften detaillierter heraus. Auch für diese Methode gibt es Angebote, die z.B. unter „Intuitives oder Heilsames Malen“ bekannt sind.

Strategie Nr. 15: Jeder gute Abend steht vor einem neuen Morgen

Die Welt steht seit Trumps Wiederwahl Kopf und politische Krisenherde scheinen omnipräsent zu sein. Schmerz und Krieg gab es in der Menschheit schon immer. Was sich jedoch verändert hat, ist die Frequenz und die Wucht, mit der erschreckende und mitunter traumatisierende Bilder schier in Echtzeit in unser Zuhause gespült werden.

Seit der Pandemie und spätestens seit Putins Überfall verzichte ich am Abend auf Nachrichtensendungen! Dies ist keine Aufforderung zum „Verschließe die Augen vor der Realität“ – oh nein! Dennoch werden Gräueltaten, auf die wir keinen Einfluss nehmen können, nicht weniger, wenn wir uns von Nachricht zu Nachricht aus der Balance bringen lassen. Das schwächt uns und auch die Stimmung innerhalb unserer Familien verschlechtert sich dadurch. Mit jedem Weitergeben und Wiederholen der Negativnachricht beschäftigen wir uns und unsere Zuhörer gedanklich erneut mit den belastenden Inhalten und schwächen unsere Nervensysteme gegenseitig…

TIPP 1: Informiere dich kurz (!) durch ein Medium deiner Wahl über aktuelle Themen. Bei mir ist das die Regionalzeitung am Morgen (wenn mein Hirn noch einigermaßen erholt ist), in der ich manchmal nur die Überschriften und ein paar „Hooks“ überfliege. Gewöhne dir einen Scannerblick an, der die schrecklichsten Bilder ignoriert, damit sie dich nicht über Stunden oder gar Tage belasten und lähmen. Bestimme deine Dosis selbst und sei überrascht, was du dennoch alles mitbekommst, obwohl du Pushnachrichten und das Autoradio ausgeschaltet lässt.

TIPP 2: Passe dich unseren tierischen Vorbildern an und gehe hin und wieder mit den Hennen schlafen! Mit etwas Übung wirst du immer öfters bemerken, was dein Körper dir sagt. Mit der frühen Dunkelheit erhöht sich auch unser Schlafbedürfnis: Gib dich diesem ganz und gar hin und gehe einfach mal früher ins Bett.

Und dann?

Beginne wieder mit Strategie Nummer 1. Und übe dich durch Wiederholung.

Somit rockst du nicht nur deinen Novemberblues, sondern übernimmst die Kontrolle über dein komplettes Stimmungsorchester!

Renate Schmitt 
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Kunsttherapeutin und Sonderpädagogin 
November 2024
 
Titelbild: freepik.com

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