Veröffentlicht am: 14. Februar 2024
Kunsttherapie ist eine Kombination aus aktiver Kunstgestaltung und individueller Gesprächstherapie mit den Prinzipien Empathie und Wertschätzung.
Ich kann nicht malen oder Ich kriege keine schönen Bilder hin. Diese oder ähnliche Äußerungen hört man in Bezug auf Kunsttherapie sehr häufig. Dahinter stehen meist Befürchtungen und auch Scham, für die entstandenen Werke negativ bewertet oder belächelt zu werden, möglicherweise aufgrund ungünstiger Erfahrungen aus der eigenen Schulzeit.
Angeblich nicht malen zu können, stellt jedoch keinerlei Hindernis dar, um eine Kunsttherapie in Anspruch nehmen zu können. Denn tatsächlich erfordert sie keinerlei künstlerisches Talent oder Vorwissen.
Kunsttherapie ist vor allem aus stationären Aufenthalten in psychosomatischen und psychiatrischen Kliniken oder aus Rehabilitationskuren bekannt.
Hier wird Kunsttherapie meist im Rahmen des Wochenplans als ein Angebot zur Gefühlsregulation und Entspannung angeboten, in Form einer kreativen Beschäftigungstherapie. Hier dient das Malen als eine Art Ventil für Gefühle und Stimmungen. Dies ist ein wichtiger Faktor bei der Behandlung von Erschöpfungszuständen, Ängsten, Trauer und Verlustsituationen, Lebenskrisen, Essstörungen usw.
Darüber hinaus findet sie ebenfalls Anwendung in Kitas, Schulen, Einrichtungen der Jugend- und Behindertenhilfe, in der Onkologie und auch in Seniorenheimen, u.a.
Es gibt Kunsttherapie ebenfalls in vereinzelten ambulanten Praxen.
Ein Vorteil von Kunsttherapie ist die sog. Triade oder der TRIALOG:
Zusätzlich zum psychotherapeutischen Gespräch gibt es eine dritte Ebene, nämlich das gemalte Bild oder die entstandene Figur aus Ton.
Manchmal fällt es Menschen leichter, über ein Bild zu sprechen, anstatt über ihre eigenen Belastungen, traumatischen Erinnerungen, ihre vielleicht schamhaften Erfahrungen oder ureigenen Bedürfnisse.
Dabei ist völlig unwichtig, ob eine Person künstlerisches Talent hat oder nicht. Im Gegenteil: zu viel Perfektion oder ein besonders „schönes“ Bild malen zu wollen kann sogar hinderlich sein.
Nicht selten erscheinen plötzlich verblüffende Dinge auf dem Papier, die für „Aha-Momente“ sorgen und bedeutsame neue Erkenntnisse für den Prozess der Heilung oder einen Anstoß für längst überfällige Veränderungen liefern können.
Gefühle regulieren – Achtsamkeit schulen (“Malen als Ventil“)
Raum geben und halten – Unbewusstes sichtbar machen
dabei helfen, traumatische Erfahrungen mit den Mitteln der Kunstgestaltung genauer anzuschauen und möglicherweise unangenehme Bilder im Kopf in angenehmere zu verwandeln, diese notfalls zu übermalen oder positiv umzudeuten
Ressourcen entdecken – Resilienz in Bezug auf künftige Herausforderungen fördern
…aktuelle und vergangene innere Konflikte, traumatische Erfahrungen oder innere Blockaden auf dem Papier sichtbar machen und dabei helfen, einen guten Umgang damit zu gewinnen.
…als alternative kommunikative Ausdrucksform dienen, wenn die Worte fehlen oder die verbale Sprache im Inneren verborgen bleibt (z.B. bei Personen aus dem Autismusspektrum, mit Sprachstörungen oder Demenzerkrankung).
in Lebenskrisen, aufgrund von Veränderungen im persönlichen, familiären oder beruflichen Bereich (Trauer, Verlust, Trennungen, Prozesse des Loslassens und der Zielfindung, Wechseljahre, u.a.)
Zu Beginn liegt der Fokus auf den Emotionen, mit denen eine Person den Raum betritt. Ausgehend von individuellen Anliegen und Bedürfnissen steht anschließend der Gestaltungsprozess (z.B. mit Stiften, Flüssigfarben und Pinsel, Kreiden oder Ton) im Mittelpunkt, der durch gezielte – individuell ausgerichtete – gestalterische Aufgaben (Interventionen) durch die Kunsttherapeutin angeregt und begleitet wird. Parallel zum Malprozess und im Anschluss folgt ein therapeutisches Gespräch, in dem das entstandene Kunstwerk im Fokus steht. Dabei gehen die Beteiligten mit Hilfe gezielter Fragestellungen auf eine gemeinsame Entdeckungsreise.